Der Ahnentempel der Familie Chen, ein sehr bekannter Tempel in Guangzhou
Die westliche Zhongshan Lu führt durch einen neuen, relativ schmucken Bezirk, bevor sie nach Überquerung eines Nebenflusses, des Perlflusses, das Stadtgebiet verlässt und Richtung Foshan verläuft. Rund 2,5 km von der Kreuzung mit der Jiefang Lu entfernt, führt eine Fußgängerüberführung über die Straße zu den Gartenanlagen außerhalb des Ahnentempels der Familie Chen (chinesisch: Chen Jia Ci; englisch: Chen Clan Academy).
Der Tempel kann mit einer ungewöhnlichen Gründungsgeschichte aufwarten: Alle Chinesen, die den Namen tragen (einen der gängigsten kantonesischen Familiennamen überhaupt), wurden zu Spenden aufgerufen. Das so beschaffte Kapital wurde zum Bau der Tempelanlage verwendet, die teils als Ahnentempel fungierte, in dem alle namens Chen huldigen konnten, und teils als Schule diente, die eine solide Ausbildung vermittelte.
Heute gibt es auch Teestuben und Souvenirstände, doch die Gebände wirken nach wie vor imposant. Die Räume umschließen offene Höfe, und die Dächer sind mit den grellfarbigsten Dachziegeln gedeckt, die der Markt in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts hergab. Die Zwischenwände sind mit Holzschnitzereien verziert, und überall sieht man glasierte Tonfiguren. Beachtung verdienen die außergewöhnlichen Ziegelreliefarbeiten unter dem Dachgesims (innen wie außen).
Eine der ersten Darstellungen rechts hinter dem Eingang zeigt offenbar eine Opernszene mit einem sichtlich betrunkenen Pferd, das sich beschwingt auf dem Boden wälzt. Andere Miniaturen schildern Episoden aus Chinas klassischer Robin-Hood-Saga, die Räuber von Liangshan-Moor, oder zeigen Sehenswürdigkeiten aus der Umgebung von Guangzhou.